UNHÖRBARES 1
Sound Walk
Luz González and Luis Sanz
Oktober 2018
Gezeigt in: Cabane B , Sattelkammer, Klimahalle – Bern
Bevorstehend: Sonorities – Belfast
Elektromagnetische Wellen sind überall. Sie durchdringen uns und unsere Umgebung, ermöglichen einen hochtechnologisierten Alltag, und doch nehmen wir sie normalerweise nicht direkt wahr. Die Wellen, die zum Beispiel zwischen unseren Mobiltelefonen verkehren oder von elektrischen Geräten erzeugt werden, können wir meistens weder sehen noch hören.
In Form von sichtbarem Licht und unsichtbarer natürlicher Strahlung waren diese Wellen schon immer da – ohne sie gäbe es kein Leben. Seitdem wir Elektrizität nutzen und vor allem durch die Telekommunikation und Digitalisierung haben sie aber stark zugenommen. Sie sind eine Dimension von Realität, die sich wie unsere ganze Umwelt fundamental verändert hat und weiterhin verändert.
Luz González und Luis Sanz machen in der Cabane B diese unsichtbare Realität wahrnehmbar. Dafür empfangen sie die Wellen mit elektronischen Geräten und wandeln sie in hörbare Geräusche um. Drahtspulen, durch die ein elektrischer Strom fliesst, erzeugen ein elektromagnetisches Feld. Wenn die Wellen, die beispielsweise von Handys, Küchengeräten oder Stromleitungen ausgehen, auf dieses Feld treffen, dann beeinflussen sie es. Diese Veränderung lässt sich in Klänge übersetzen.
Diese Rhythmen und Klänge haben eine ganz eigene ästhetische Wirkung: Es mutet magisch an, wenn die Realität plötzlich eine zusätzliche Ebene zu besitzen scheint. Doch diese Wahrnehmung wirft auch Fragen auf: Welche Einflüsse haben die Wellen sonst noch auf uns? Ob die künstlich erzeugte Strahlung in höheren Dosen gesundheitsschädlich sei, wird immer wieder diskutiert. Hat die Magie also eine erschreckende Kehrseite?
Das Netz von Signalen kann aber auch als Symbol für eine immer stärker vernetzte Welt, für die Technologisierung unseres Alltags betrachtet werden. Und liest man die Wellen als Spuren von Interaktionen, so entsteht eine Art Karte von Beziehungen zwischen Menschen, Institutionen und Maschinen.
Dabei fliessen zwischen diesen Punkten nicht nur Nachrichten, sondern beispielsweise auch Geldströme. Die Gesellschaft, die durch diese Beziehungen entsteht, ist von Machstrukturen und Ungleichheiten geprägt. Luis Sanz und Luz González sehen in der Umwandlung der Wellen in Hörbares auch ein kritisches Potenzial: Wenn wir diesen Teil der Realität bewusster wahrnehmen, haben wir eine bessere Grundlage, um über unsere Gesellschaft nachzudenken.
Text: Jonas Bürgi

